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AVIVA-BERLIN.de im Dezember 2024 - Beitrag vom 27.02.2011


Petra Koch-Knöbel im E-Interview mit AVIVA-Berlin
Ilka Fleischer

Internationaler Frauentag aus lokaler Perspektive: Was die Gleichstellungsbeauftragte aus Friedrichshain-Kreuzberg rund um den 8. März plant, welche Handlungsbedarfe sie auf Bezirksebene sieht.




AVIVA-Berlin: Im vergangenen Jahr haben Sie im "Frauenmärz" – gemeinsam mit den anderen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten der Bezirke – u. a. eine Kampagne zum Equal Pay Day gestartet. Was planen Sie bezirksintern in diesem Jahr rund um den Internationalen Frauentag?
Petra Koch-Knöbel: Ich habe in Kooperation mit unseren Verwaltungsabteilungen, des Jobcenters Friedrichshain-Kreuzberg, der Arbeitsagentur Mitte und den vielen bezirklichen Mädchen- und Frauenprojekten aus dem sozio-kulturellem Bereich, dem Antigewalt-, Qualifizierungs- und Beschäftigungsbereich, der Stadtfrauenkonferenz Venezuela, die sich in unserem Bezirk sehr engagieren, und vielen anderen ein vielfältiges buntes Programm unter dem Motto "ein starker Bezirk braucht starke Frauen – Arbeitsmarktpolitik, soziale Kompetenzen, interkulturelle Öffnung" zusammengestellt und hoffe auf eine gute Resonanz bei den Bürgerinnen.
Wir starten den Frauenmärz 2011 mit der Auftaktveranstaltung am 7.3.2011 um 9:30 Uhr mit einem Frauenfrühstück. Es folgen Begrüßungsworte des Bürgermeisters Dr. Franz Schulz, der Gleichstellungsbeauftragten Petra Koch-Knöbel, einem Vortrag über arbeitsmarktpolitische Veränderungen im Jobcenter (BCA Anke Overbeck) und einem Vortrag über den Demografischen Wandel in der Arbeitswelt von der Arbeitsagentur (BCA Cornelia Grossmann). (Ort: Rathaus Kreuzberg, Yorckstr. 4-11, 10965 Berlin, BVV-Saal, 1. Etage)


AVIVA-Berlin: Laut Gender Datenreport ist die Einkommenssituation für Männer in Berlin deutlich besser als für Frauen, während sich das Bildungsniveau insgesamt nur geringfügig unterscheidet. Welche gleichstellungsrelevanten Daten liegen für Ihren Bezirk vor – insb. in den Bereichen Bildung, Arbeit und Einkommen?
Petra Koch-Knöbel: Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg greift auf die vorhandene Datenlage des Statistischen Landesamtes, des Statistischen Bundesamtes und der Statistik der Bundesagentur für Arbeit zurück. Die Daten werden – soweit dies möglich ist – geschlechterdifferenziert erhoben. Von insgesamt 80 904 (darunter 41 189 Männer und 39 715 Frauen) sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg (30.6.2010) waren 11 286 Männer und 12 925 Frauen mit Berufsausbildung. 4 827 Männer und 4092 Frauen waren ohne Berufsausbildung, 9 303 Männer und 9 426 Frauen hatten einen Fach- und Hochschulabschluss bei 29 045 war keine Zuordnung möglich. Von 60 985 Vollzeitbeschäftigten waren 33 324 Männer und 27 661 Frauen. Von 19 745 Teilzeitbeschäftigten waren 7 765 Männer und 11 980 Frauen. Bei 174 war keine Zuordnung möglich. (Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Amt für Statistik, Stichtag: 31.12.2009 (vorläufiger Stand) Datenstand: Januar 2011)

Von insgesamt 56 383 sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigte im Bezirk (Stand 31.12.2009, Bruttoarbeitsentgelt) waren 30 803 Männer und 25 580 Frauen. Bis zu 1 000 € erhielten 3 457 Männer und 2 456 Frauen, 1 001 – 2 000 € erhielten 7 179 Männer und 6 553 Frauen, 2 001 – 3 000 € erhielten 7 105 Männer und 7 787 Frauen, 3 001 – 4 000 € erhielten 5 351 Männer und 4 532 Frauen. Über 4 000 € erhielten 6 478 Männer und 3 217 Frauen. (Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Amt für Statistik, Datenstand: Januar 2011)


AVIVA-Berlin: In den letzten Wochen waren die Schlagworte "Frauenquote" und "FlexiQuote" auf bundespolitischer Ebene täglich in den Schlagzeilen. Welche Rolle spielt dieses Thema in Ihrem Bezirk? Welche "Zahlen & Fakten" bieten Aufschluss über die bezirksinterne Verteilung der Führungs- und Entscheidungspositionen?
Petra Koch-Knöbel:

    Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg nimmt in Stellenausschreibungen folgende Zusätze bei Unterrepräsentanz von Frauen oder zur Förderung von Teilzeitarbeit auf:
  1. Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin fördert die Einstellung von Frauen. Da Frauen in diesem Bereich unterrepräsentiert sind, fordern wir sie auf, sich auf diese Stelle zu bewerben.
  2. Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin trägt der Erkenntnis Rechnung, dass Frauen in Vorgesetzten- und Leitungsfunktionen unterrepräsentiert sind. Um dieser Benachteiligung entgegenzuwirken, fordern wir besonders Frauen auf, sich zu bewerben.
  3. Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin fördert die Beschäftigung von Teilzeitkräftesn. Deshalb sind Stellen auch teilbar.
  4. Auf der mittleren Führungsebene innerhalb der Verwaltung ist der Anteil von Frauen recht ausgewogen, bei der höheren Führungsebene muss weiterhin gefördert werden. Detaillierte Zahlen liegen vor.


AVIVA-Berlin: Mit dem Gleichstellungspolitischen Rahmenprogramm (GPR) stellte der Senat 2007 einen "Entwurf für eine inhaltliche und strategische Weiterentwicklung der Berliner Gleichstellungspolitik" vor. Mit dem sog. "Masterplan" wurden die formulierten Zielsetzungen der Jahre 2008- 2011 mit konkreten Maßnahmen bzw. Aktivitäten untersetzt*. Welche gleichstellungspolitischen Initiativen und Erfolge sind in diesem Zusammenhang in Ihrem Bezirk zu verzeichnen? Wo lagen Ihre Handlungsschwerpunkte?
Petra Koch-Knöbel: Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg hat ca. 80 Maßnahmen und Aktivitäten für den Bezirklichen Masterplan zum GPR entwickelt und erfolgreich umgesetzt. Eine Auflistung würde den Rahmen der Anfrage sprengen. Daran waren alle Abteilungen des Bezirksamtes aktiv beteiligt. Die Schwerpunkte liegen in den Bereichen Jugend, Gesundheit, Arbeitsmarkt, Beschäftigungsförderung, Seniorenarbeit, Gender/Frauenbereich , Sportförderung, Bürger/innenservice, Stadtplanung etc.


AVIVA-Berlin: Wenn sich Ihr Haushaltsbudget im nächsten Jahr verzehnfachen ließe, worin würden Sie – unabhängig von GPR und Masterplan – investieren? Worin bestehen die größten frauen- und gleichstellungspolitischen Herausforderungen für die Zukunft in Ihrem Bezirk?
Petra Koch-Knöbel:
  1. In der Förderung von Mädchen und Frauen im Bildungs- und Qualifizierungsbereich besonders in MINT-Berufen. (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik)
  2. Abschaffung des Niedriglohnsektors und prekäre Beschäftigungsverhältnisse. Forderung nach Mindestlöhnen...
  3. Ausfinanzierung der Mädchen- und Frauenprojektelandschaft
  4. Ausfinanzierung der Arbeit gegen Zwangsheirat, Häusliche Gewalt etc.
  5. Eine bessere Vernetzung von Verwaltung und Schulen im Sinne der Prävention
  6. Ausweitung von speziellen Sportangeboten für Mädchen und Frauen
  7. Schaffung von flexiblen Kinderbetreuungsangeboten etc.
  8. Finanzierung von Wohnprojekten


AVIVA-Berlin: Vielen Dank für das Interview!


Weitere Infos zu Petra Koch-Knöbel, Gleichstellungsbeauftragte aus Friedrichshain-Kreuzberg finden Sie unter:
www.berlin.de/ba-friedrichshain-kreuzberg/verwaltung/org/gleichstellungsbeauftragte/index.html




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Beitrag vom 27.02.2011

AVIVA-Redaktion